Architektur

Filitosa zeigt die noch sichtbaren Spuren der Blütezeit des korsischen Megalithismus

Die monumentalen Bauwerke zeugen von der Megalithkultur. Ihr Zweck ist jedoch noch ungeklärt: einfache Wachtürme, Schatzkammern mit dunklen Seitennischen, Machtzentrum oder Versammlungsort für besondere Anlässe, Wohnstätte einer wichtigen Person der Gemeinschaft, Kultstätte. Noch heute geben die Monumente vielerlei Fragen auf.

Einige Fragmente zerschlagener Statuenmenhire wurden als Baumaterialien für diese Monumente um 1200 v. Chr. verwendet. Nach der figürlichen Bildhauerkunst entwickelten die Menschen der Megalithkultur andere kulturelle und religiöse Praktiken, die in der Errichtung großer Rundbauten zum Ausdruck kommen, den sogenannten Torren. Diese turmartigen Bauten gaben der Stätte den Namen „Turrichju“.

Monumentale Bauwerke, die immer noch in Erstaunen versetzen

Die Stätte von Filitosa besteht aus einem Zentral- und einem Westmonument. Dazu kommt eine Plattform im östlichen Bereich, um den Hauptzugang zu überwachen. Eine zyklopische Ringmauer umgibt die Stätte. Die Wohnstätten aus der Bronzezeit werden daher auch als Castelli bezeichnet. Die Anlage sollte sicher der Verteidigung dienen. Allerdings lässt die Anlage der Kammern, Gänge und Nischen der Torren keinen primär militärischen Zweck erahnen.

Die bewusst komplexe Innenanordnung lässt vielmehr vermuten, dass hier Bestattungs- oder Initiationsriten im Verborgenen abgehalten wurden. Der gebrannte Lehmboden in der Mitte der Cella des Zentralmonuments scheint für diese These zu sprechen. Die gefundene Asche weist darauf hin, dass hier Feuer für rituale Zwecke angezündet wurden. Wenn die Torre als Feuertempel diente, ist jedoch noch unbekannt, ob die Feuer mit Initiationsriten, dem Tod, einer Gottheit oder den Elementen in Verbindung zu setzen ist.

Die korsischen Torren, die sardischen Nuraghen und die Talayots auf den Balearischen Inseln weisen alle Rundbauten mit Kuppeln auf und gehören zu einer gemeinsamen Bauform des Mittelmeerraums. Die Torre war weder mit Stroh noch mit Holz abgedeckt, sondern mit einer Kraggewölbe-Konstruktion.

Die torreanischen Monumente von Filitosa waren nicht nur Zufluchtsort oder Kultstätte, sondern dienten wahrscheinlich auch als Lager für Vorräte, Waffen oder auch als Aussichtspunkt.